Offene Liste der Dinge, die ich hier mache und sonst niiiieee machen würde ;-)

1.) Tomaten mit Spüli waschen

2.) dauernd die Hände, das Lenkrad und das Handy desinfizieren

3.)“ Der General“ und „Ariel“ kaufen

4.) einen Dieselgenerator managen

5.) mich von wildfremden Leuten „auntie“, „mummy“ oder „sister“ nennen lassen

6.) Strecken unter einem Kilometer mit dem Auto fahren

7.) den „Tatort“ verpassen

8.) Ende Oktober ohne Zudecke und Schaffell schlafen

9.) einen Blog schreiben

10.) ……..

Agbogbloshie – die Müllkippe des Westens

Auf dem Nach-Hause-Weg von Jamestown kamen wir direkt daran vorbei:

Gleich neben Jamestown auf der Fläche  der noch bis vor 15 Jahren als Ruheort für Zugvögel bekannten Korle-Lagune liegt Agbogbloshie.

Die Welt schaut seit Jahren zu, wie  mitten in der Millionenstadt  Accra der Elektroschott Europas und Amerikas unkontrolliert verbrannt, geschmolzen oder deponiert wird. Tausende, darunter viele Kinder, leben davon, aus den  angelieferten Elektrogeräten verwertbare Metalle herauszulösen. Sie leben mit und auf der Müllkippe. Die Gase, die bei der Verbrennung entstehen, lassen viele krank werden. Die Lebenserwartung liegt bei 25 Jahren.

Der Naturraum Korle- Lagune ist vollständig zerstört und der Fluss und die Böden durch die freiwerdenden Chemikalien und Schwermetalle wie Quecksiber, Arsen oder Blei  vergiftet.

Der Ort wurde 2013 zu  einem der am schlimmsten verseuchten Plätze der Erde erklärt. Der Preis für unsere saubere Meister-Proper-Welt wird  gerade hier bezahlt.

Hier der Link zu einem bedrückenden Bericht von Spiegel-Online  über Agbogbloshie:

http://www.spiegel.de/video/umweltskandal-die-kinder-von-sodom-video-1035782.html

Über den Weg eines in Hamburg entsorgten Fernsehers berichtet dieser Panorama-Beitrag vom Juli 2014:

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/Wo-landen-unsere-Schrottfernseher,gpsjagd102.html

Jamestown – a very special place

Jamestown ist einer der ältesten Stadtteile Accras. Hier schlug zur Kolonialzeit das Herz der Stadt.  Auch heute ist das Viertel etwas Besonderes. Die alten Clanstrukturen sind hier noch erhalten und das Zusammenleben in den um Höfe gruppierten Familienhäusern seit Generationen fast unverändert.

Mit dem Projekt “ Act for change“ versucht eine Gruppe junger Leute aus Jamestown, die Entwicklung in ihrem sehr armen Stadtteil durch Konzerte, Theater, Ausstellungen etc. positiv zu beeinflussen. Zur Finanzierung des Projektes bieten sie seit einem Jahr Führungen durch den Stadtteil an. Seit es sie gibt, ist Jamestown von 0 auf Platz 2 der TOP 10  der Tourists-Highlights in Accra geworden. Collins, unser Führer,  hat mir erzählt, dass sie es auf Platz 1 schaffen wollen. Unser Deal ist: Für je 3 neue Besucher, die ich ihm bringe,  gibt es „one beer for free“ ;-).

Der Leuchtturm ist das Wahrzeichen von Jamestown. Auf dem großen Plakat sieht mann den "Chief" des Viertels, eine Art Bürgermeister. Hauptberuflich ist er Zahnarzt.

Der Leuchtturm ist das Wahrzeichen von Jamestown. Auf dem großen Plakat sieht man den „Chief“ des Viertels, eine Art Bürgermeister. Hauptberuflich ist er Zahnarzt.

Blick über den Fischerhafen von Jamestown

Blick über den Fischerhafen von Jamestown

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Collins, unser Führer, zeigt uns den Hof auf dem er aufgewachsen ist.

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Cooler Junge im Vorbeigehen.....

Coole Jungs im Vorbeigehen…..

Ein Wort zu Ebola

Ähnlich stark wie in den deutschen Medien beherrscht auch hier das Thema  Ebola die Berichterstattung – sowohl im Radio, in den Zeitungen  und wahrscheinlich auch im Fernsehen, aber da wir kein Gerät haben, kann ich das nicht beurteilen 😉

Alle sind sich der Gefahr natürlich bewußt, es wird aber davor gewarnt, in Panik zu verfallen. Bisher hat es in Ghana 100 Verdachtsfälle gegeben, von denen sich aber keiner bestätigt hat.

Am Flughafen gibt es seit einigen Wochen Temperaturscanner, die die Reisenden auf Fieber checken. Nach Angaben der Regierung ist man vorbereitet.

Dieses oder ähnliche Plakate hängen  an allen  großen Geschäften und Einrichtungen und werden täglich in der Zeitung abgedruckt:

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Natürlich melden sich auch die Kirchen zu Wort: Es wird aufgefordert intensiv zu beten, um die Seuche abzuwehren……..

Wir hoffen natürlich, dass durch den Mix aller Maßnahmen der Kelch an Ghana vorbeigeht.

Einige Artikelschreiber beklagen, dass Ghana als westafrikanisches Land mit den bisher betroffenen Ebolaländern in einen Topf geschmissen wird. Ghana registriert negative Effekte auf die Wirtschaft und den Tourismus. Die Lebensmittelpreise sind u.a.  durch die Ebolakrise stark gestiegen und es gab eine Stornierungswelle bei den Reisebuchungen.

Tatsächlich besteht Westafrika aus 17 Ländern von denen aber nur drei, nämlich Liberia, Sierra Leone und Guinea massiv betroffen sind. Die wenigen Fälle in Nigeria und im Senegal konnten unter Kontrolle gebracht werden und die Länder gelten wieder als ebolafrei.

Ausrangierte Kunst

20141019_15043620141019_14583820141019_145801 20141019_145732 Heute haben wir die Artists Alliance Gallery besucht. In dem großen  Ausstellungsgebäude  wird sowohl moderne, als auch traditionelle ghanaische Kunst gezeigt.. Eine echte Schatztruhe! Leider durfte man innen keine Bilder machen. Draußen gab es dafür so eine Art Sperrmüllhaufen nach dem Motto “ Ist das Kunst oder kann das weg ?“.  Wahnsinn, ich hätte am liebsten alles mitgenommen!

Gefahr von Boreout-Syndrom wegen Hausmädchen?

Keine Sorge, die Antwort ist: Nein!

Viele von Euch wollten wissen, was ich denn so den ganzen Tag mache –  wo es doch auch noch ein Hausmädchen gibt???

Man mag es kaum glauben – aber: Ein Tag kann ausgefüllt sein, ohne dass man oder frau spült, putzt, wäscht oder bügelt

Also es ist so: Vivian wohnt mit ihrem kleinen Sohn in einem Häuschen ebenfalls auf unserem Grundstück. Jeden Tag außer sonntags kommt sie so gegen 10:00 Uhr zu uns. Sie wischt überall durch und putzt die Bäder- Hand aufs Herz: wer von Euch macht das jeden Tag? – also ich in der Regel nicht. Aber hier sind die hygienischen Verhältnisse durch das Klima anders – wenn man nicht ruckzuck alles mögliche Getier im Haus haben will, muss man einfach mehr putzen. Genauso ist es mit dem Waschen und Bügeln. Dadurch, dass es immer irgendwie feuchtwarm und staubig ist, fällt mehr Wäsche an und das Bügeln ist auch aus hygienischen Gründen mehr angesagt. Auch das übernimmt Vivian.

Das heißt aber niiiiicht, dass ich den ganzen Tag Däumchen drehe oder dessen Nägelchen lackiere! Zunächst einmal galt es, sich hier in der Stadt – Accra hat immerhin 2,5 Mio Einwohner –  zu orientieren: Wo gibt es was? Wann sind die besten Zeiten (ohne Stau), um irgendetwas zu besorgen? Neben dem normalen Lebensmitteleinkauf musste alles für den Haushalt rangeschafft werden. Das Haus ist zwar möbliert, aber es fehlten alle Haushaltsutensilien, sprich: Bettwäsche, Handtücher, Geschirr, Besteck, Töpfe , Pfannen etc.  Zum Teil begleitet Vivian mich: sie weiß, wo man Gasflaschen bekommt und wo man sie auffüllen lässt, wo man ein Bügelbrett kauft oder wo das Büro ist, in dem man den Strom bezahlt.

Ach ja, und dann koche ich meinem Liebsten jeden Mittag etwas Schönes. Der Ärmste hat ja zwei Monate im Hotel gewohnt und nur „Fertigessen“ zu sich nehmen können. Weil das Büro nicht weit von zuhause weg ist, können wir sogar zusammen mittagessen, was echt etwas Besonderes ist nach vier Jahren Wochenendbeziehung……

An Lebensmitteln bekommen wir hier fast alles. Gemüse und Obst, sowohl  heimisches als auch importiertes,  Manni hat sein Lieblingsmüsli und seine Lieblingssojamilch entdeckt (siehe Großflächenwerbung Foto unten, Manni hofft auf ähnliche Effekte für seine Brustmuskulatur 😉 );  einen in  Ghana gerösteten ghanaischen Kaffee habe ich auch gefunden. Schwierig ist es mit Käse und Milchprodukten überhaupt;  es gibt sie in bestimmten Läden, aber sie werden quasi mit Gold aufgewogen.  Was fehlt, ist natürlich das gute Inge-Brot. Schwachen Ersatz bieten Baguettes und Aufbackbrötchen von Deli France.

Großflächenwerbung für Mannis Lieblingssojadrink...... Er hofft auf ähnliche Effekte bei der Brustmuskulatur ;-)              20141016_130944 Fast jeden Tag kommt Nana vorbei und wir besprechen Dinge, die den Umbau des Hauses betreffen oder wie der Garten gestaltet wird. Wenn alles gut geht, wird sie im November in ihren Teil des Hauses einziehen können.

Tja und dann macht es mir echt viel Spaß, mich mit dem Thema Bloggen zu beschäftigen, den Blog zu gestalten und Beiträge zu schreiben. Gerne würde ich noch mehr Fotos einstellen, aber beim Hochladen stößt das Internetmodem leider noch an seine Grenzen. Aber bald kommt ja hoffentlich der „echte“ Internetanschluss von Vodafone!!!!

Zu meinen weiteren Plänen:

Was sich im Moment noch schwierig gestaltet, ist der Sport: Ich hatte gehofft im Tesano Sports Club, der in der Nähe ist, das Schwimmbad regelmäßig nutzen zu können. Leider Fehlanzeige! Die Wasserqualität ließ doch sehr zu wünschen übrig und ich hatte Angst mir irgendwas einzufangen. Da muss noch was besseres kommen…..

In die andere Richtung extrem  war es mit dem Yoga. Im feinen Mövenpickhotel sollte es ein Yogastudio geben. Gibt es auch. Aber das erscheint mehr wie ein Schönheitssalon, hyperclean, mit verspiegelten Wänden und einer Glaswand zu einer Art Ladenpassage im Hotelkomplex. Man kommt sich vor wie auf dem Präsentierteller. Darauf hatte ich  keine Lust. Also weitersuchen!

Der nächste Twi-Kurs im Goetheinstitut beginnt erst wieder im Januar. Twi ist die ghanaische Sprache, die hier in Accra am häufigsten gesprochen wird. Ich würde mir gerne ein paar Brocken davon aneignen aber das muss jetzt noch warten.

Oh my Goodness, the traffic……!

Ja, das Autofahren war erst mal eine echte Herausforderung!

Da wir nur ein Auto haben, ist die einzige Möglichkeit für mich tagsüber mobil zu sein, Manni morgens zur Arbeit zu fahren und abends wieder abzuholen. Also hab ich mich gleich am zweiten Tag ins Getümmel begeben:

Beim Autofahren gibt es zwei Hauptprobleme: einmal den Zustand der Straßen und zum anderen das – naja- nennen wir es  Verkehrsverhalten des ghanaischen Wagenlenkers  und anderer Verkehrsteilnehmer an sich.

Wenn man Glück hat ist die Straße auf der man fährt asphaltiert – ich sage nicht geteert, weil ich weiss, dass einige Spezialisten unter Euch dann die Nase rümpfen würden – und hat nur kleine Schlaglöcher. Das geht dann schon. Man muss  nur aufpassen, dass man  nicht in den offenen Betongraben gerät, der meist rechts und links der Fahrbahn der Entwässerung dient , ca. einen halben Meter tief  und durch nichts markiert oder abgegrenzt ist………

Die Leichtigkeit des fließenden Verkehrs geht  in Ghana über alles, d.h. auch über jede Verkehrsregel. Grundsätzlich hat man Rechtsverkehr. Auf Verkehrsschilder wird in der Regel verzichtet (werden eh überbewertet), man einigt sich auch so……

Irgendwie folgen alle einem geheimnisvollen „flow“ , der durch Blicke, Handzeichen, Hupen und Blinken gesteuert ist. Hierbei haben  z.B. an Kreuzungen Taxis und TroTros (kleine private immer überfüllte Busse) Vorrang vor Privatautos und LKW vor PKW . Sieht aber z.B. ein aufmerksamer TroTro-Fahrer, dass eine verzweifelte bleichgesichtige Mama, mittleren Alters ;-), in ihrem silbernen KIA-pseudo- SUV schon länger erfolglos versucht über die Kreuzung zu kommen, erbarmt er sich und regelt das für sie mit den o.g. Mitteln. Es geht also durchaus rücksichtsvoll zu.

Fußgänger und Fahrradfahrer spielen bei dieser Betrachtung, wie im realen Leben  keine Rolle. Sie flitzen irgendwie durch die Ritzen……Gehwege werden als Platzverschwendung betracht, einen Fahrradweg habe ich noch nie gesehen. Was dazu führt, dass Radfahrer – es sind eh nur wenige, da Radfahren als Zeichen der Armut und der Erfolglosigkeit betrachtet wird-  auch gerne mal die Autobahn benutzen… wegen der besseren Übersicht am liebsten gegen die Fahrtrichtung.

Den  Themen Einkaufen im Stau und Streichelzoo am Straßenrand widme ich mich in einem meiner nächsten Beiträge. Fotos folgen.